Stellt Euch vor, es ist Eiszeit. Dann wächst nichts mehr. Nicht mal unsere geliebte Petersilie. Dann wäre es doch optimal, getrocknete Petersilie im Gewürzregal zu haben! Stellt Euch weiterhin vor, Ihr habt lange nicht viel gegessen außer Dosenkost und getrocknetem Fisch. Plötzlich seht Ihr was… Eine Dose, die sofort Euer Interesse weckt: RAVIOLI. Das Essen aus der Dose schlechthin. Schmeckt trotzdem lange nicht so gut wie selbstgemacht. Also los, selber machen.
Ravioli wie aus der Dose
Nudelteig kann man auch frisch kaufen, ist gar nicht so schlimm… Dann wiederum kann man auch Ravioli aus der Dose kaufen. Wenn nicht gerade Eiszeit ist, würde ich aber davon abraten… Die Würzung der Ravioli ist traditionell deutsch, als Tribut für die Dosenkost.
Füllung:
- 300g Rinderhack
- 1 Möhre
- 1 Stange Staudensellerie
- 2 kl. Zwiebeln
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 EL Petersilie
- 1 TL Basilikum
- 1 TL Fenchel
- Salz, Pfeffer, Olivenöl
- 2 Eier
Das ergibt ziemlich viel Füllung, da die einzelnen Nudeln nicht viel davon abkriegen. Eventuell kann man das Rezept also halbieren.
Sauce:
- 1 Zwiebel
- 1 Zehe Knoblauch
- 1 EL Tomatenmark
- 1000 ml Tomaten (natürlich aus der Dose)
- 1 EL Petersilie
- 1 TL Fenchel
- Salz, Pfeffer, Chili, Olivenöl
Zuerst die Füllung zubereiten, da sie abkühlen muss: Hackfleisch anbraten und das Gemüse klein schneiden. Dann Zwiebeln, Möhre und Sellerie für 2 Minuten anschwitzen. Knoblauch hinzu und auf mittlerer Hitze nochmal 5 Minuten anbraten. Vom Herd nehmen und die Kräuter dazugeben, mit Salz und Pfeffer abschmecken. Ist es abgekühlt, die Eier unterrühren und für die richtige Konsistenz in einem Food Processor foodprocessorieren.
Die Sauce ist sehr simpel. Zwiebeln kurz anschwitzen, Knoblauch dazu, dann 1 EL Tomatenmark dazugeben und kurz anbraten lassen. Das sorgt für einen schön tiefen Tomatengeschmack. Die restlichen Tomaten dazu, Fenchel, Salz, Pfeffer und optional Chili hinzugeben und für mindestens 1 Stunde auf niedriger Hitze köcheln lassen. Zum Ende die Petersilie dazu geben.
Hier kann man optional Nudelteig selber machen, das geht in etwa so:
Dazu grob 200 g Weizenmehl Type 405 mit 100 g Hartweizengrieß vermengen und auf einer Küchenfläche als Berg aufschütten. In die Mitte eine Kuhle machen und 3 Eier hinein geben. Vorsichtig mit einer Gabel alles vermengen, bis man den Teig ein kneten kann. Dies ca. 4 Minuten machen, dann den Teig in Frischhaltefolie einwickeln und 30 Minuten ruhen lassen. Entweder mit einem Nudelholz oder einer Nudelmaschine auswellen.
Wasser aufsetzen, natürlich mit viel Salz.
Nudelteig dünn ausrollen und in regelmäßigen Abständen, ca. ¾ EL der Füllung darauf geben. Die Größe hängt hier vom eigenen Größenwahn ab. Man kann auch etwas mehr nehmen, wenn man die Ravioli gerne dick hat. Dann eine 2. Schicht Nudelteig darauf und diesen gut andrücken, vor allem um die Füllung herum. Mit einem Messer die Ravioli in Ravioligröße schneiden und die Ränder nochmal gut andrücken, mit einer Gabel, einem Ravioliformgerät, den Fingern oder den Fingern eines anderen. Dann für ca. 3-4 Minuten in das kochende Wasser werfen. Mit ausreichend Sauce servieren und natürlich mit dekorativer Petersilie garnieren.
Petersilie ist ein tolles Gewürz. Sie schafft Frische, sogar in getrocknetem Zustand. Dazu eine ganz leichte kräuterige Würzigkeit und eine gewisse Süße. Es erinnert mich immer an den Frühling. In den Ravioli schafft sie es, die sonst schwer anmutende Nudel in der roten Sauce etwas leichter und frischer zu machen. Wenn Dosenravioli so schmecken würden, dann würde ich mich auf die Eiszeit freuen.
Ein kurzer Einschub: Petersilie gibt es natürlich rund ums Jahr frisch, und frisch ist in aller Regel immer besser, so auch bei Petersilie. Getrocknete Petersilie verliert flüchtige Teile des Aromas, genauer gesagt das ___ . Nichtsdestotrotz finde ich, dass auch getrocknete Petersilie einen Platz verdient hat. Dann sollte sie gut sein, da so manche getrocknete Petersilie, wie auch andere Gewürze, nach nichts schmeckt. Es gibt sogar Gerichte, in denen ich getrocknete Petersilie vorziehe, gerade für Ofengerichte wie Kartoffeln oder Marinaden für Fleisch. Auch gebe ich manchmal getrocknete Petersilie zum Kochen dazu, weil ich das Gefühl habe, dass sie ihren Geschmack an die Sauce abgibt.
Zurück zu unserer ernsten Eiszeit. In Vorbereitung darauf haben wir jetzt schonmal 400 Dosen Ravioli selber gemacht. Das reicht immerhin für ein paar Jahre. Jetzt brauchen wir noch Brühe, um Suppen zu kochen oder unsere deutschen Gerichte zu würzen.
Selbstgemachte Brühe
Schmeckt eine Eiszeit besser als alles, was man kaufen kann.
Zutaten:
- 100 g Lauch
- 250 g Möhre
- 100 g Knollensellerie
- 80 g Fenchel
- 50 g Zwiebeln
- 50 g Staudensellerie
- 2 Zehen Knoblauch
- 2 EL Petersilie
- 1 TL Thymian
- 1 TL Kräuter der Provence
- 1 Lorbeerblatt
- 5 Pimentkörner
- ½ TL Macis
- 60 g Salz
Im Prinzip kann man Brühe mit nur Suppengrün selber machen. Ich wollte aber Brühe, die etwas komplexer ist und meinem Geschmack entspricht. Generell finde ich, sollte in keiner Brühe Petersilie fehlen. Sie gibt der Brühe einen Teil ihres typischen Geschmacks. So wird’s gemacht:
Gemüse grob hacken, dann roh und mit allen Gewürzen in einem Food Processor zu einer fast breiartigen Konsistenz pürieren. Das Gemüse ist fein genug, dass es beim Aufgießen mit Wasser gekocht wird. Ich habe vorher Piment und Lorbeer in meiner Gewürzmühle (eine alte Kaffeemühle) zermahlen. Dann die Masse in 2 vorher abgekochte, sterilisierte Gläser geben und mit etwas Olivenöl begießen, sodass die Brühe keinen Kontakt zur Luft hat. Das bewahrt sie vor Schimmel. Auch wenn mein 1. Glas schon zur Hälfte leer ist, sollte sie sich so ca. 1 Jahr halten.
Auch mein letztes Rezept kann man theoretisch in einem Eiszeitschutzbunker kochen, aber ich weiß nicht, was die anderen Bewohner dazu sagen, wenn es nach Fett riecht. Vielleicht lecker?
Selbstgemachte Falafel
Wenn ich in meiner Eiszeithöhle gute Falafel hätte, wäre mir auch nicht kalt.
- 200 g Kichererbsen
- 1 TL Koriandersamen
- 1 TL Cumin
- ½ TL Bockshornklee
- 5 Pfefferkörner
- 3 EL Petersilie
- 4 Zehen Knoblauch
- 1 Zwiebel
- 1 EL Mehl
- Optional: 1 EL Pfefferminze
- Öl zum Braten
In Falafel darf keine Petersilie fehlen. Das ist ein Fakt. Genauso wenig wie Kichererbsen.
Die Kichererbsen am Abend zuvor in ca. 500 mL Wasser einweichen lassen. Dann das Wasser abgießen. Die Kichererbse in ihrer rohen Form schonmal den Food Processor geben. Koriander, Cumin, Bockshornklee und Pfeffer in einer Pfanne anrösten, bis sich ihr Geruch in der Küche verteilt. Dann alles in einen Food Processor geben und klein häckseln. In einer Pfanne genügend Öl erhitzen, auf ca. Stufe 2 von 3. Mit feuchten Händen kleine Bällchen aus der Masse formen und in das heiße Fett geben. Mehrmals wenden, ca. 5-8 Minuten braten und 2-3 Minuten frisch und warm genießen. So sind sie wunderbar knusprig und innen schön weich. Dazu passt gut eine Joghurt-Tahini-Petersilie-Zitronen-Salz-Pfeffer-Sauce. Lecker.
Wer jetzt noch Hunger hat, der kriegt zum Nachtisch einen Hühner-Pfannen-Kuchen… Darin ist Petersilie ganz toll, glaubt mir.
Am Ende fällt mir auf, dass jedes Gericht in einem Food Processor gemacht wurde. Für die Ravioli braucht man aber nicht wirklich einen und für die Brühe kann man auch einfach einen Mixer oder Pürierstab nehmen. Nur für Falafel fällt mir keine gute Alternative ein. Man könnte jede Kichererbse zerbeißen…
Petersilie ist quasi überall. Ein wahnsinnig vielfältiges Gewürz, dass so manchem sonst recht faden oder einseitig-schwerem Essen eine fein-würzige Frische verleiht. Mir fallen noch weitere tolle Gerichte ein, wie der gerade erwähnte Huhn-Kuchen, was im Prinzip eine Art Hühnerfrikassee mit Blätterteig ist. Dann fällt mir noch Hühnerfrikassee ein. Ohne Petersilie wäre der Geschmack meiner Meinung zu eindimensional.
Ähnlich wie Zitrone ist Petersilie eine Möglichkeit, Gerichte nochmal zu neuem Leben zu verhelfen. Vielleicht ja auch mir, nach der Eiszeit.
Bis dahin.
Mein Name ist Joshua Stübner. Als Neffe der Heuschrecken-Familie bin ich natürlich ebenfalls ein bisschen gewürz- und geschmacksaffin. Sonst beschäftige ich mich mit Programmieren und Web-Development, aber hier kann ich meine weitere Leidenschaft zum Ausdruck bringen: Wirklich gutes Essen mit wirklich guten Lebensmitteln. Bio gehört für mich dazu.
Mehr zu dem anderen hier.
Schreibe einen Kommentar