Reiseberichte und Portraits

 

Info “Unsere Lieferanten”: Biologischer Anbau und Fairer Handel, unsere Einkaufspolitik, Beispiel Kannampady Gewürz-Projekt, Trust Organic Small Farmers

Da, wo es möglich ist, möchten wir Ihnen unsere Lieferanten persönlich vorstellen. Hier finden Sie daher Betriebsbeschreibungen und Reiseberichte zu wichtigen Lieferanten.

Mit Bioland-Kräuterbauer Alfred Hammann arbeiten wir seit über 25 Jahren zusammen.
Mit Bioland-Kräuterbauer Alfred Hammann arbeiten wir seit über 25 Jahren zusammen.

 

Wir streben langfristige Lieferantenverbindungen an, und vermeiden es, auf der Suche nach Schnäppchen hin und her zu hüpfen nach berüchtigter „Heuschrecken Art“. Langfristige Beziehungen bringen Vertrauen und Zuverlässigkeit mit. Es entstehen persönliche Verbindungen, man schützt sich gegenseitig, fordert und fördert zugleich. Es findet gegenseitige Beratung statt: über Qualität der Ware, Marktlage, Vermarktungsmöglichkeiten und -strategien.

Unter diesem Punkt nennen wir auch noch mal das Kriterium der Ethik und Sozialverträglichkeit. Sozialverträgliches, verantwortliches Handeln ist natürlich wie der biologische Anbau allem übergeordnet, unter dem Punkt Beziehungen aber am direktesten spürbar. Ehrlichkeit in der Kommunikation, faire Preise, zuverlässige Einkäufe / Lieferungen und fördernde Beratung sichern beiden Seiten die Existenz.

 

 

 

 

Unsere “Heuschrecke” – Strategien beim Einkauf

Als kleine, spezialisierte Bio-Firma für Kräuter, Gewürze und Tee suchen wir andere Wege, um die Qualitäten unserer Produkte besser zu kommunizieren.

Wir haben einige Prioritäten beim Einkauf:

Wir streben langfristige Lieferantenverbindungen an, und lehnen es ab, auf der Suche nach Schnäppchen hin und her zu hüpfen nach angeblicher “Heuschrecken Art”.
Langfristige Beziehungen bringen Vertrauen und Zuverlässigkeit mit. Es entstehen persönliche Verbindungen, man schützt sich gegenseitig, fordert und fördert zugleich. Es findet gegenseitige Beratung statt: über Qualität der Ware, Marktlage, Vermarktungsmöglichkeiten und -strategien. Wir akzeptieren die Preise der Lieferanten, die das Fortbestehen des Projekts sichern. Abseits von einem Konkurrenzdenken entstehen Vernetzungen mit weiteren Absatzmöglichkeiten für unsere Produzenten.

Regionale Verbandsware

Wo es möglich und sinnvoll ist, kaufen wir regional ein: bei deutschen und europäischen Bio- und Demeter-Kräuterhöfen (eigene Demeter-Zertifizierung seit 2016).

Zertifizierte Wildsammlung und Kleinbauernprojekte

Wir unterstützen das Wildsammlungsprojekt Terra Magnifica in Kroatien – zertifizierte Wildsammlung ist aktive Landschaftspflege und Umweltschutz. Der traditionelle Beruf des Kräutersammlers wird erhalten, Know How tradiert. Das Projekt hat dazu beigetragen, nach dem Krieg die traditionellen Sozialstrukturen auf dem Land wieder zu festigen.

Exotische Gewürze und einige Tees kaufen wir, wo möglich, bei biozertifizierten Kleinbauernprojekten ein, z.B. in Indien beim Sayhadri Spice Farmers Consortium / Peermade Development Society, Kerala, und in Sri Lanka bei SOFA.
In Südafrika arbeiten wir mit der Wupperthal Rooibos Coop zusammen, und mit der Kleinbauerninitiative Organic Africa in Zimbabwe für Baobab, und weitere Gewürze bekommen wir aus Kleinbauern-Organisationen durch Importeurskollegen.

Bei diesen Projekten wird durch die kleineren Strukturen und Feldeinheiten das traditionelle soziale Gefüge erhalten, und aktiv Landschaftsschutz betrieben. Durch eigene Forschungen und Schulungen der Kleinbauernprojekte wird diese ursprüngliche Art der Agrarwirtschaft zukunftsfähig gemacht und sichert den Familien den Lebensunterhalt. Dem typischen Phänomen Landflucht wird so vorgebeugt. Der Erhalt der ursprünglichen Landschaften und die schonende, nachhaltige Bewirtschaftung schützen auch bei uns das Klima. Gerade Kleinbauernprojekte pflegen eine reiche Biodiversität.

Trust Organic Small Farmers

Wir sind Gründungsmitglied der Kommunikations- und Netzwerk-Initiative “Trust Organic small Farmers”. Es ist hauptsächlich eine Plattform des Austauschs, Beratung und Vernetzung zwischen Bio-Kleinbauernprojekten (z.Zt. aus Südafrika, Indien, Sri Lanka und Zimbabwe), sowie Bio-Importeuren und -Händlern aus Europa, USA und Kanada. In dieser offenen, vertrauten und lösungsorientierten Form ist diese Vernetzung einzigartig.

… und Bio-Weltmarkt

Einen großen Teil unserer Produkte können wir auf diese Weise einkaufen, bei anderen Produkten müssen wir uns auf dem allgemeinen Bio-Weltmarkt nach Verfügbarkeit bedienen. Über die letzten 40 Jahre haben wir uns ein Netz zuverlässiger Importeursfirmen aufgebaut. Hier wissen wir allerdings nur verzögert etwas über die konkrete Situation im Ursprung. Besagte Importeursfirmen sind aber verstärkt über direkte oder indirekte LEH-Lieferantenbeziehungen bemüht, entsprechende Lücken zu füllen.

Fazit: Mit etwas Sorge betrachten wir, wie die überbordenden Zertifizierungsanforderungen der Lebensmittelindustrie in der Naturkostbranche ankommen.

 

Ein großer Teil unserer Lebensmittel besteht längst aus Dokumenten. Kunden kaufen gerne z.B. 3 kg eines Gewürz und verlangen neben dem obligatorischen Bio-Zertifikat dafür folgende weitere Zertifikate und Dokumente: Sicherheitsdatenblatt, Analysenzertifikate, Spezifikation, Details der exakten Zusammensetzung, Vegan-Zertifikat, Tierversuchsfrei-Zertifikat, Frei-von-Zertifikate (GMO, Pestizide, Radioaktivität, Konservierungsmittel, Aromastoffen, synthetische Farbstoffe, Gelatine, Gluten, Hefe, Milch), Halal- und Kosher Zertifizierung, Allergendeklaration, Statement zur Umweltfreundlichkeit, zu Food Defense und Terrorismus, Potentiell allergene Duftstoffe, RSPO (falls Palmöl als Zutat), Flow Chart Herstellungsprozess und Ernteprotokoll, und Zertifikate des Verpackungsmaterials, und eben Sozialstandard-Zertifikate. Wohlgemerkt – es handelt sich um pflanzliche Lebensmittel aus nachweislich kontrolliert biologischem Anbau, und die angeforderten weiteren Zertifizierungen und ihre Kosten sollen sich selbstverständlich nicht im Preis bemerkbar machen.

 

Dadurch, dass sich nun auch kleinere Lebensmittelhersteller durch Kundendruck (LEH) IFS-zertifizieren lassen, und auch durch das neue Lieferkettengesetz, wird dieser Druck an die Vorlieferanten bis zu den Bauern weitergegeben. Der sicherste Bio-Einkauf stammt jetzt schon aus Plantagen-Landwirtschaft, da hier besser standardisiert werden kann, und genug homogene Masse da ist. Bio-Kleinbauern retten zwar laut Weltagrarbericht 1 und 2, sowie dem neuen Welthungerbericht die Zukunft, drohen aber aus dem europäischen System als Lieferant herauszufallen.

 

Mehr Informationen zu unserem Einkauf in unserer Grundsatzerklärung