Ohrenkuss: Monster

 

Ohrenkuss …da rein, da raus – ist ein Magazin, gemacht von Menschen mit Down-Syndrom, unter der Leitung von Herausgeberin Dr. Katja de Bragança. Und zugleich ein einzigartiges und vielfach prämiertes Projekt der downtown – Werkstatt für Kultur und Wissenschaft GmbH.

Es gibt 2 Ausgaben im Jahr, die man abonnieren kann, jeweils zu einem speziellen Thema. Die Vorbereitungen dazu sind intensiv, mit Workshops, Interviews, Recherche-Reisen, was gute Journalisten so machen. Die AutorInnen schreiben poetisch, mit einem feinen Witz und einer Portion Lebensweisheit. Die Hefte sind liebevoll gestaltet und auf hohem ästhetischen Niveau.

In unserem Blog stellen wir regelmäßig das neue Ohrenkuss-Magazin vor oder berichten über andere aktuelle Dinge aus dem Projekt.

Das neue Magazin ist natürlich im Abo erhältlich. Viel Spaß!

 

Das aktuelle Thema ist Monster. Dabei geht es sowohl um Vorstellungen von Monstern in ihren verschiedensten Formen, als auch um die Gefühle, die sie auslösen und wie wir damit umgehen. Die beschriebenen Ungeheuer sind vielseitig, klein, groß, laut oder leise – jeder hat seine eigenen. Teilweise sehr wortgewaltig, teilweise in Kurzform. Es ist wieder eine schöne, charmante und sehr persönliche Ausgabe in einem besonderen Hochformat, dass Ihr in den Fotos betrachten könnt.

 


 

Maren Naefken, diktiert
Monster riecht nach Süßigkeit Beispiel Honiggeschmack Zuckersirup.

 

Persönliche Monster

Angela Fritzen, diktiert
Mein Monster hat ein Herz.
Das Herz ist genauso wie ein Mandala.
Das Monster ist eine Dame.
Eine Damen-Monsterin.
Weil die andere Kleidung hat.
Nicht so dunkelschwarz, sondern mehr hellschwarz.
So wie Art wie grau.
Sie fliegt wie ein Vogel.
Die Flügel sind grau. Aber die Flügel sieht man gar nicht, das ist hell. Unsichtbar.

 

Antonio Nodal, diktiert
Mein Monster will einen Tannenbaum essen.
Monster-Auge.
Monster wird sauer.
Monster ist dunkelgrün.
Ich denke, Monster hat graue Haare.
Monster kann wie ein Adler fliegen.
Schokolade schmeckt dem Monster nicht.

 

Mila Zoé Meier, diktiert ans Smartphone
Mein Monster ist eine Delfin-Monster.
Mein Monster heißt Christoph.
Mein Monster hat Regenbogenfarbe.
10000 m gross.
Mein Monster ist böse Stimme gruselig.
Mein Monster hat die Hosen von mein Verlobten auf gegessen.
Mein Monster Schwimmt wie ein Fisch und Wahl.
Mein Monster ist frisst wie ein Dinosaurier Fleisch.
Es hat fünf Augen.
Ist ein Magier.
Es ist feucht Nassregen geschwitzt.
Er frist am liebsten Pizza und Pommes.
Mein Monster riecht gut, wie ein VanilleEis.
Mein Monster mache gerne Modenschau singt gerne und Theater zu spielen.
Mein Monster kann sprechen.
Deutsch englisch italienisch spanisch Japan und Russisch
Es hat schöne Stimme wie ein Opa.
Mein Monster hört gerne Bibi und Tina und Helene Fischer und Mark Forster.
Mein Monster ist mein Freund.
Ich hab keine Angst.
Alle anderen hat Angst.

 

Verena Elisabeth Turin, getippt
WIE WÄRE ES MIT EINEM KLEINEN MONSTER?
BEI DIESEN MONSTER HABE ICH DIESMAL KEINE ANGST; WEIL ER NICHT BÖSE IST:
DIE ANGST KANN SEHR VERSCHIEDEN SEIN FÜR MICH: DAS KANN ICH NICHT BESCHREIBEN:
GEGEN ANGST MUSS MAN ENTGEGEN KOMMEN AUCH WENN ICH ANGST DAVOR HABE.

 

Anna-Lisa Plettenberg, diktiert
Das Monster hat Brüste. Die hat noch Federn. Es hat an einer Hand sechs Finger und an der anderen Hand fünf.

 

Marley Thelen, diktiert
Mein Monster ist Viereck und sein Gesicht ist schön rund.
Und oben drauf auf dem Kopf, das ist W-LAN-Monster.
Weil der W-LAN-Kopf hat, kann er alles machen.
Wegen Aussehen:
Ist klopiziert, sag ich nur.
Sein Bauch ist Viereck, denn sein Bauch ist eine Bauch-Mikrowelle.
Der kann selbst Essen kochen und sich selbst auch selber essen kann.
Sie sieht gut aus und hilft mir bei Pünktlichkeit – beste Kollegin!
Zaubermantel hat der auch an, meine Monster.
Der macht unsichtbar.
Und ich habe auch ein perfekte Name für mein Monster: Der heißt Harry.

 

 

… und andere Monster

Maria Trojer, getippt
KLIMA
ein MONSTER
macht alles kaputt.
Ist ein falscher Frühling.
MUTTERERDE

 

Natalie Dedreux, diktiert
Was mir Angst macht? Eher so Richtung Hitler. Man hat den angesehen, und der guckt richtig hart und so. Hitler würde ich beschreiben als Monster-Nazi.

 

Maria Trojer, getippt
Das WUT-MONSTER
Die Wut sieht aus wie ein Monster.
Hat lange Krallen, sodass er kratzt.
Stampft mit den Pfoten bei der Tür herein.
Geht von hinten auf mich los.
Als das Wutmonster auf mich flog,
so ragen diese Hörner aus.
Oder wenn ich grantig bin und es nicht mache, was die Chefin sagt.
So schlage hinter mir die Türe zu.
Laufe sogar noch zur Küche, dort sind die Tränen rausgeschossen.
Dieser Satan hat das gemacht.
Ich bekam eine große Wut, vielleicht auch Zorn.
Wenn die große Wut kommt,
sie lässt sich fallen über mich.

 

… und die Angst

Achim Reinhardt, handgeschrieben
Angst ist Komisches Gefühl und Albträume. Ich schwitze Dann und wache auf. Dann Merke ich. ich habe Das Geträumt. Und bin Froh.

 

Jan-Benjamin Zoch, getippt
Wenn ich einen Monster begegnen würde, hätte ich Angst.
Das es laut Knurren würde. Wenn es mich mit seinen Bösen Augen Anschaut, Habe ich Angst, das es mir die Knochen bricht.
Ich würde es mit einen Ast Vertreiben und ganz Laut schreien. Dann würde ich Mich verstecken; ich muss dann zu Besinnung kommen.
Dann käme ich aus der Höhle raus und wir könnten uns Vertragen.
Vielleicht ist das Monster dann mein Freund, mit dem ich Lachen Kann.

 

Teresa Knopp, getippt
Ich habe sehr viel Angst, weil ich nicht weiß wie die Monster drauf sind. Es fühlt sich schaurig, komisch mit gemischten Gefühlen, einsam und alleine, bin auch manchmal traurig darüber. Da sind unterschiedliche dabei. Ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll im Monsterteam. Was ich dagegen mache ist musizieren und Kopfhörer in den Ohren.

 

 

 

Natascha Seibt, diktiert
Danke. Das war’s. Fertig mit Monster. Für immer.

 


… mongolisch ist mongolisch und klingt wie mongolisch …

Ohrenkuss …da rein, da raus, das Magazin, gemacht von Menschen mit Down-Syndrom gibt es seit fast 20 Jahren.
Das Projekt ist einmalig auf der ganzen Welt und mehrfach preisgekrönt.
Es erscheint zweimal jährlich – mit jeweils einem Thema, Texten der bis zu 50 AutorInnen mit Down-Syndrom und professionellen Fotos, und man kann es abonnieren: https://www.ohrenkuss.de
Im August 2010 wurde das Bundesverdienstkreuz dafür an Gründerin Katja de Bragança verliehen – der Bericht ist hier: Ohrenkuss: Verdienstkreuz am Bande

 

Text und Fotos © Ohrenkuss, Zeichnungen im Heft: Vincent Burmeister

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