Es gibt einen (bzw. als Vorwegnahme, 2) neue, ziemlich besondere Pfeffer in unserem Sortiment. Naja, streng botanisch ist dieser hier gar kein Pfeffer, aber wenn man damit einmal anfängt muss man glatt die Hälfte aller Pfeffersorten umbenennen, deswegen wollen wir nicht so kleinlich sein.
Heute geht es um den Andaliman-Pfeffer (Zanthoxylum acanthopodium), eine wahre Rarität, wenn man so will. Er wächst nämlich quasi nirgendwo. Unserer kommt aus einer biozertifizierten Wildsammlung aus Sumatra, Indonesien.
Der Pfeffer kommt als ganze Rispe und sieht dadurch spannend aus. Bei genauerem Hingucken sieht man ihm auch seine Verwandtschaft zum Szechuan-Pfeffer an. Diese leicht geöffneten, mit runden Auswuchtungen besetzten Kapseln sind unverkennbar.
Kommen wir aber zum spannenden Teil: der Geschmack. Auch hier findet man die Verwandtschaft naheliegend. Der Andaliman-Pfeffer ist unglaublich intensiv zitrusartig. Es ist fast, wie in eine trockene, nicht saure Grapefruit zu beißen. Dabei ist die Schärfe fast komplett abwesend. Auch des Taubheitsgefühl des Szechuan-Pfeffers bleibt aus. Ein kleiner Geschmackskick, irgendwo auch einen Hauch ätherisch und für die Frische erstaunlich vollmundig. Sehr besonders und anregend, finde ich.
Wem noch keine Ideen zum Kochen gekommen sind, dem möchte ich hier gleich mal eine, und einen Hauch einer 2. mit an die Hand geben. Los geht’s.
Scharfer Chili Tofu
Dieses Gericht ist zu 100 % inspiriert von der Szechuan Küche und weicht gleichzeitig so weit ab, dass ich keinerlei Anspruch auf Authentizität stelle.
Zutaten
- 200 g Tofu
- 1 guten EL Gochujang (koreanische Chilipaste)
- 1 knappen EL Andaliman Pfeffer
- 2 Stangen Staudensellerie
- 3 Zehen Knoblauch
- 1 gutes Stück Ingwer
- 1 Frühlingszwiebel
- Speisestärke, Wasser, Öl, Salz
- Optional: Chiliflocken, Glutamat, Sesamöl, Sesam
Das geht alles recht schnell. Ich empfehle, erst das ganze Gemüse vorzuschneiden. Dann hat man etwas mehr Ruhe.
Staudensellerie in fingerdicke Stücke schneiden, Knoblauch in Scheiben, Ingwer in feine Stifte, Frühlingszwiebeln in Scheiben, Tofu in relativ dicke Würfel. Schonmal in einem Wasserkocher Wasser aufsetzen, um den Tofu vorzuwärmen. Ich empfehle, die einzelnen Kapseln des Pfeffers von den Rispen zu trennen, aber sie nicht zu mahlen.
Am einfachsten: Bevor es losgeht, den Tofu gewürfelt in eine flache Schüssel legen und mit Salz und Wasser übergießen. So wird er gewürzt und lecker.
Dann in einer Pfanne oder einem Wok eine gute Menge Öl erhitzen. Ist es heiß, kommen Ingwer, Sellerie und Knoblauch dazu. Nach ein paar Sekunden auch der Andaliman-Pfeffer. Nach etwa 2 Minuten kommt der EL Chilipaste dazu und wird auch kurz angebraten.
In der Zeit in einer kleinen Schüssel vielleicht 150 Gramm Wasser mit einem EL Speisestärke vermischen. Das ist letzten Endes auch abhängig vom Geschmack: Wie dickflüssig soll es werden und wie viel Sauce willst du.
Dieses Stärkewasser (im englischen liebevoll Cornstarch Slurry genannt) in die Pfanne geben und alles gut vermengen. Jetzt kommen Tofu und Frühlingszwiebel dazu, wer mag noch mehr Chili und Glutamat, sowieso Sesamöl und Sesamsamen. Ich empfehle natürlich alles, aber dann wirds ziemlich scharf und Glutamat ist ja bei manchen umstritten.
Gut, aber vorsichtig vermengen. Der Tofu soll seine Form bewahren und alles soll schön von der dickflüssigen Masse bedeckt sein.
Fertig. Dazu passt wie immer Reis und ein bisschen Frühlingszwiebelgrün, aber auch z. B. ein Spiegelei. Sowas esse ich immer wieder gerne. Es ist ein wahres Geschmackserlebnis, super scharf, voller Aromen. Phänomenal.
Warum Andaliman-Pfeffer dazu?
Die kleinen geschmacksintensiven Kapseln sind beim Draufbeißen eine Explosion von Zitrus. Das gibt diesem sehr scharfen und vollen Gericht eine neue Ebene von Leben. Es kontrastiert die anderen Aromen und erweitert das Erlebnis ganz hervorragend. Sehr zu empfehlen.
Weitere Ideen
Vor kurzem habe ich wieder mal Zwiebeln eingelegt und dazu Szechuan-Pfeffer gegeben. Hier kann ich mir auch wunderbar den Andaliman-Pfeffer vorstellen. Er verleiht sowohl der Flüssigkeit einen spannenden Geschmack und ist dann auch durch das Einweichen wunderbar so essbar. Wer damit seine Sandwiches garniert, wird sich über die kleinen Geschmacksexplosionen freuen.
Bis auf weiteres, ciao!
Joshua Stübner. Das bin ich. Ich schreibe hauptsächlich Rezepte für Heuschrecke. Es macht mir Freude und ich hoffe, diese auf die ein oder andere Art zu teilen. Manchmal bin ich aber auch ein Web-Developer. Hier.
Schreibe einen Kommentar