Erklärung zu Ethylenoxid (EtO)

Was geschah

Seit Herbst 2020 gibt es vermehrt Ethylenoxid-Funde in Sesam aus Indien. Die Rückrufe deswegen haben auch einige Bio-Hersteller mit Sesamprodukten böse erwischt – so ein Rückruf kann extrem teuer sein wegen der Verwaltungskosten im mehrstufigen Handel.
In der RASFF-Datenbank ist dies nachzuverfolgen. RASFF ist das Schnellwarnsystem der EU für Lebens- und Futtermittel. Hier werden alle nicht gesetzeskonformen Befunde gemeldet, gesammelt, und in regelmäßigen Konferenzen mit den EU-Mitgliedsstaaten besprochen.
Für Ethylenoxid (EtO) gab es im Oktober 2020 eine eigene, erste Behörden-Konferenz, und das Thema wird öfter upgedatet. Infolge dieses Austausches unter den Mitgliedsländern werden Statistiken erhoben, Regularien erlassen (z.B. jeder zweite Sesamcontainer muss vom Zoll analysiert werden) und weitere Forschungen initiiert.

Seit Anfang 2021 gibt es auch vereinzelte Funde bei Curcuma und Ingwer aus Indien (unklar, ob bio oder konventionell). Wir haben daraufhin besagte Datenbank auf EtO gefiltert (seit 2008). Insgesamt gibt es sehr wenig Einträge, nur Einzelfälle verschiedener Herkünfte und Gewürze, unklar, ob bio und konventionell; kein System erkennbar.
Erst seit Winter 2020/2021 erfordert der Import aus Indien auch für Gewürze erhöhte Wachsamkeit.

 

Wofür wird EtO eingesetzt

Zur Entwesung und Entkeimung durch Begasung von Kunststoffen, Medizinprodukten, aber auch Lebensmitteln, die Probleme mit der Mikrobiologie (auch Salmonellen) haben, wie Getreide, Saaten (Sesam) und Nüsse.
In Deutschland und der EU ist die Begasung von Lebensmitteln mit EtO verboten, aber für Medizinprodukte erlaubt.
In anderen Ländern, vorneweg USA, wo das Verfahren auch patentiert wurde, sowie Indien und Kanada, ist es bei konventionellen Lebensmitteln erlaubt, aber wenigstens bei Bio-Lebensmitteln nicht erlaubt. EtO gilt als kanzerogen und mutagen.
In Europa werden (Stand 2011) jährlich 3,8 Mio. Tonnen Ethylenoxid produziert. Eine deutsche Hersteller-Firma wirbt immer noch (Stand 2018, abgerufen 2021) mit Ethylenoxid-Gas für Pflanzenschutz.

Die Begasungsanlagen sind recht teuer, und das Verfahren ist aufwändig, komplex und ziemlich risikobehaftet. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat sich inzwischen mit dem Gefahrenpotential von EtO befasst: in den letzten 30 Jahre gab es 4 Explosionen in europäischen Produktionswerken; zusätzlich dürfen auch die Gefahren durch die Dauerbelastung durch Hintergrundkonzentrationen für Arbeitspersonal und umliegender Bevölkerung nicht vernachlässigt werden.

Die Komplexität des Verfahrens macht klar, dass die EtO-Behandlungen in Drittländern wie Indien eher von sehr großen Exporteuren mit Exportvolumen in die USA/Kanada eingesetzt werden. Insgesamt ist die Datenlage (RASFF, BfR, Bundes- und Länderbehörden) aber noch gering.
Wir haben unsere Bio-Exporteure in verschiedenen Ländern (Indien, Sri Lanka, Afrika) befragt: überall sei die Landwirtschaft zu kleinteilig, um mit einer EtO – Anlage in Berührung zu kommen.
Global gesehen sollen wir also mit diesem Gift und viele anderen Giftstoffe leben; leider hat sich bisher kein Politik-Gipfel dafür interessiert, Verbote nicht nur auf einem Kontinent, sondern weltweit zu erlassen; die westliche produzierte Büchse der Pandora bleibt weltweit geöffnet …

 

Was machen wir

Da etliche Hersteller in unserer Biobranche bereits durch belasteten Sesam sehr geschädigt wurden, nehmen wir die Bedrohung ernst.
Seit Winter 2020 analysieren wir unsere Containerware aus Indien zusätzlich auf EtO (Im Jahr 2020 war größtenteils kein Import wegen der Lockdowns möglich). Alle Analysen sind bisher ohne Befund.

Unser indischer Partner, das Kleinbauernprojekt PDS, hat uns über neue verpflichtende Maßnahmen in Indien vor dem Export informiert:

 

„Our control Body announced a mandatory third party sampling and analysis for EtO (Ethylene Oxide) for herbs and spices export to all over the world. For getting the certificate of Inspection for the concern lot, we have to submit the EtO analyses report to our certification body. And we will share the EtO analyzed report for your reference.“

 

Die obligatorischen Analysen werden von einem zuverlässigen Partnerlabor des renommierten GBA Labor gemacht.

Andere indische Produkte erhalten wir über langjährige Importeurskollegen. Hier wurde teilweise bereits seit Mitte 2020 lückenlos auf EtO analysiert, neue Ware kaufen wir mit EtO-Analyse ein.

Wir versuchen ja, wenn es irgend geht, nicht einfach ‘Weltmarkt’ Gewürze, sondern bei uns seit Jahren bekannten Projekten einzukaufen bzw. bei ausgewählten langjährigen Importeuren, die flächendeckend eine überdurchschnittliche, chargen-genaue Analytik der Importgewürze betreiben.

Alte Ware aus Ernten 2019 und früher, die nicht mehr auf Lager ist, wird nicht von uns nachanalysiert, denn die RASFF-Warnmeldungen zeigen keine Anzeichen, dass schon vor 2018/2019/Mitte 2020 systematisch für Bio-Gewürze behandelt wurden. Produkte, wo eine EtO-Behandlung absurd erscheint wie (Salze, Spezialitäten bzw. kleinchargige Produkte) werden nicht auf EtO analysiert.

Gewürze werden üblicherweise, so auch im Bio-Bereich, mittels Wasserdampfs schonend keimreduzierend behandelt.
Das Foto zeigt die Heizung der Wasserdampf-Sterilisationsanlage von PDS. Das Verfahren funktioniert sehr gut.

 

 

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