Jahresanzeige 2022

 

Unsere Jahresanzeige 2022 zeigt eine bio- und idealtypische Lieferkette – relativ kurz: Die Bio-Bauernfamilie in Nordgriechenland liefert an unseren griechischen Koordinator, der die Analytik und den Transport zu uns organisiert. Zuvor hat er unseren Bedarf eingeholt und die jeweiligen Mengen bei seinen Bauernpartnern reserviert.

Ab 2023 gilt das neue deutsche Liefer­ketten­sorgfalts­pflichten­gesetz. Es verpflichtet Unternehmen, menschenrechtliche und ökologische Sorgfaltspflicht umzusetzen. Verpflichtend ist es für Großbetriebe ab 3000 MitarbeiterInnen, ab 2024 ab 1000 MitarbeiterInnen.

Notwendig wurde es vor allem durch die ausbeuterischen Handelspraktiken in der Bekleidungs- oder Teppichherstellung, bei der Gewinnung von Bodenschätzen, oder in Steinbrüchen. Bei Lebensmitteln betrifft es die großen Monokulturen wie Kakao, Kaffee, Bananen, Zucker, Palmöl etc…

 

Anders gesagt, preis-aggressiv beworbene Produkte führen letzten Endes immer zu sklavenähnlichen Zuständen bei den Produzenten in den Ursprungsländern.

 

Infolge des neuen Lieferkettengesetzes werden jetzt durch den Lebensmittelhandel Mengen an Informationen und Dokumentationen gefordert, die sinnvoll nur in weiteren und kostspieligen Zertifizierungen zu bündeln sind. Die Ankündigung des Handels bleibt dennoch: „Aber die Preise müssen stimmen.“ 

Für Kleinbetriebe ist das zeitlich und finanziell nicht zu stemmen. Für Bauern, die natürlich auch geprüft sein müssen, erst recht ruinös. Wir sind gespannt, aber auch besorgt, wo das für Kleinbetriebe hinführt, denn mitmachen müssen sie, sonst werden sie ausgetauscht.

Insgesamt wird auch dieses Gesetz zu einer weiteren Konzentration der Strukturen führen. Uns wurde schon Bio-Ware mit dem Argument sorgfaltspflichtkonform angeboten, weil der Konzern-Lieferant in Übersee-Ländern auf eigenen Ländereien anbauen lässt (und deshalb u.a. die “existenzsichernden Löhne” in Griff hat). Eigentlich nennt man das Landgrabbing.

Auch das Machtgefälle beunruhigt uns, denn das Misstrauen geht hauptsächlich von ehemaligen Kolonialmächten gegen Drittländer (Ex-Kolonien) aus. Warum sollte ein tansanischer Bio-Bauer mit wenigen Angestellten deutschen Konzernführern mit einem hundertfach höherem Gehalt sein Lohngefüge und seine Ethik offenlegen? In den Fällen, derentwegen das Gesetz überhaupt gemacht wurde, ist sicher eine Orwellsche Total-Überwachung notwendig.

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