Die Landwirtschafts-Initiative für eine grünere Zukunft
Wer tief entweder in der Landwirtschaft oder der EU-Kommissions-Materie steckt, hat vielleicht schon von diesem neuen Plan gehört. Er ist groß und er ist “grün”. Eine große, neue grüne Initiative, als Teil einer noch viel größeren, neuen und grünen Initiative. Es geht um die Zukunft des Essens, im Rahmen eines gesünderen, faireren und umweltfreundlicheren Europas. Was das grob bedeutet, möchten wir hier darlegen. Wer wissen will, was das genau bedeutet, dem geben wir am Ende noch ein paar Links an die Hand. Da es sich aber auch nur um Vorschläge, Pläne und Wunschvorstellungen handelt, ist selbst das Genaue noch recht grob, und was im Endeffekt dabei rumkommt, bleibt abzuwarten. Aber erstmal unsere Erklärung.
Der European Green Deal
Ja, NOCH eine Initiative. Aber da die Farm To Fork Bewegung ein Teil davon ist, müssen wir uns auch diese anschauen.
Der Gedanke ist gleichermaßen simpel wie vorbildlich: Europa will der erste klimaneutrale Kontinent werden, und zwar bis 2050. Das soll durch nachhaltigere Landwirtschaft sowie Förderung von klimaneutralen Alternativen passieren: bessere öffentliche Verkehrsmittel, weniger Kohle, effizientere Gebäude und die finanzielle Unterstützung von “Vergrünisierung” in der Wirtschaft.
Im Zuge dessen soll mehr Fairness für Erzeuger*innen und Verarbeiter*innen geschaffen werden, mehr auf die Gesundheit der Menschen geachtet werden, und das Ganze soll umweltfreundlicher geschehen. Das sind die Ziele der Farm to Fork Strategy.
Farm to Fork
*oder F2F für die Coolen.
Dass der Landwirtschafts- und Ernährungssektor Probleme hat, ist keine Neuigkeit. Eigentlich ist auch das Verändern-Wollen dessen keine Neuerung, aber dieses Mal vielleicht etwas gesetzlich gestützter.
Folgendes sind die Hauptproblemfelder:
- Das derzeitige Essenssystem (Landwirtschaft + Ernährung) ist für ca. 1/3 der Treibhausgase verantwortlich
- Es werden zu viele Ressourcen verbraucht (Platz, Boden, etc.). Irgendwo passt da auch der Regenwald rein, wenn er denn in Europa stünde…
- Verlust der Biodiversität. Es werden hauptsächlich eine Handvoll Hauptnahrungs- und Fütterungspflanzen angebaut
- Es ist schlecht für die Gesundheit (Unter- und Überernährung). Von den Nutztieren mal ganz abgesehen.
- Die Primärerzeuger*innen leiden. (Man erinnere sich an die Milchbäuer*innen)
Zur Verbesserung soll ein neues System geschaffen werden, das neutral oder sogar positiv für die Umwelt und besser fürs Klima, bzw. angepasst an die Klimaänderungen, ist. Die Biodiversität soll gestärkt und gefördert werden, und die Bäuer*innen besser unterstützt werden. Für die Endverbraucher*innen soll es bezahlbar bleiben und natürlich Gesundheit und gutes Essen für Alle liefern.
Damit das nicht nur idealistisch und utopisch klingt, hat die EU das Ganze auf vier Säulen des Angriffs gestellt.
Weniger Essensverlust und weniger Wegschmeißen
Das ist relativ selbst erklärend. Es wird zu viel Essen weggeworfen oder geht durch die Produktion verloren – sei es durch die Verarbeitung oder weil Normalverbraucher*innen die krumme Karotte nicht kaufen mögen.
Wenn weniger weggeschmissen wird, ist mehr zum Essen da und es muss weniger hergestellt werden (Anm.: bzw. wird global gerechter verteilt). Das ist eine einfache Gleichung. Der Plan ist, bis 2030 den Essensmüll um 50 % pro Kopf zu senken.
Nachhaltige Produktion
Das ist für uns definitiv der spannendste Teil. Nachhaltigkeit und Bio haben häufig die gleiche Bedeutung. Da wundert es nicht, dass weniger Dünger, weniger Pestizide, und die Förderung der Bio-Landwirtschaft zu den Maßnahmen gehören. Der Anbau soll insgesamt nachhaltig für Umwelt und Erzeuger*innen sein, sowie besser für die Tiere. Sowohl auf dem Land als auch zu Wasser.
Um das zu erreichen, hat die EU eine “Common Agricultural Policy” für ihre Mitgliedsstaaten aufgestellt, die insgesamt neun Hauptziele hat. Damit wir hier nicht nur eine lange Liste von Listen anführen, kürzen wir das mal kurz ab: Es sind in etwa die gleichen Ziele wie die der Kampagne: mehr erneuerbare Energien, besser für die Umwelt, besser für die Erzeuger*innen, besser für die Verbraucher*innen.
Weiterhin gibt es eine Handvoll von Revisionen und Transformationen, die insgesamt darauf abzielen, mehr Transparenz zu schaffen: alte Regeln zu überdenken und neue Auflagen zu erstellen. Diese sollen vor allem der artgerechten Tierhaltung dienen und den Einsatz von Pestiziden betreffen. Weiterhin geht es um Unterstützung der Primärerzeuger*innen (d.h. Bauern, auch Fischer, Algenbauern, Tier- und Insektenzüchter etc.) und um die Förderung von umweltschonenden Maßnahmen, genauer: wieder weniger Pestizide, mehr Biodiversität (auch Saatguterhalt), mehr natürliche Landzüge, und der Ausbau von Carbon Farming*.
* Ein spannendes Konzept, bei dem es darum geht, wieder mehr CO2 aus der Atmosphäre in Boden und Pflanzen zu binden.
Den aufmerksamen Leser*innen ist vermutlich an diesem Punkt klargeworden, dass ein paar Punkte immer wieder auftauchen. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch die Programme und werden von verschiedenen Facetten aus beleuchtet und angegangen. Wer Genaueres dazu lesen will, den verweise ich nochmal auf die unten stehenden Links.
Nachhaltige Verarbeitung und Verteilung
Hier geht es in erster Linie darum, Unternehmen und Bewegungen zu fördern, die Wert darauf legen, besonders nachhaltig zu wirtschaften. Sei es klimaneutral, Bio oder besonders erzeuger*innenfreundlich, mit Hauptaugenmerk auf kleine und mittelgroße Unternehmen.
Der zweite Punkt ist, nachhaltigere und gesündere Produkte besser auf dem Markt zu positionieren, in dem man die Auflagen an Produkte und Werbung verschärft und die “bessere” Wahl klarer kennzeichnet.
Nachhaltiger Verbrauch
Dieser Punkt geht Hand in Hand mit der Verteilung. Die Verbraucher*innen sollen dazu gebracht werden, bessere Entscheidungen für eine nachhaltigere und gesündere Ernährung zu treffen. Es sollen klar die Inhaltsstoffe und Ernährungsempfehlungen, so wie Nachhaltigkeit und Ursprung belabelt werden. Ob das tatsächlich funktioniert, bleibt natürlich abzuwarten. Es ist ja nicht so, dass die Menschen denken, dass McDonalds gesund ist, oder…?
Um unseren Kreis zu schließen, gehört natürlich auch die Reduktion von Abfällen wieder hierzu.
So viel zu unserem *relativ* kurzen Umriss. Was die EU und die einzelnen Länder nun tatsächlich damit machen, bleibt abzuwarten. Die Ideen sind auf jeden Fall gut und die Ziele gleichermaßen sinnvoll wie edel.
Wir werden auf jeden Fall weiterhin davon berichten und haben vor, auf ein paar Teilaspekte der Kampagne genauer einzugehen, indem wir mit Euch teilen, was diese für uns bedeuten, und wie wir schon lange, jetzt oder in Zukunft damit umgehen.
Was denkt Ihr? Gut? Utopisch? Lasst es uns wissen.
Und hier noch ein paar der versprochenen Links:
Offizielle EU-Seite zum European Green Deal (englisch)
Offizielle EU-Seite zur Farm To Fork Initiative (englisch)
Offizielle Zusammenfassung auf Deutsch
Ein paar Infos zu Carbon Farming
Joshua Stübner. Das bin ich. Ich schreibe hauptsächlich Rezepte für Heuschrecke. Es macht mir Freude und ich hoffe, diese auf die ein oder andere Art zu teilen. Manchmal bin ich aber auch ein Programmierer / Web-Developer. Hier.
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