2016 haben wir über unsere gerade erlangte Demeter-Zertifizierung für ein Teilsortiment berichtet – hauptsächlich Übersee-Gewürze von den Kleinbauernassoziationen SOFA (Sri Lanka) und Sahyadri Spice Farmers (PDS, Kerala, Indien): https://www.heuschrecke.com/demeter-in-uebersee/
Anlass war damals die Begeisterung der Demeter-Kleinbauern in Indien, Sri Lanka und Südafrika. Auch chinesische Fairbiotea-Teebauern ließen sich schulen (da gibt es aber noch keine Zertifizierung bisher). Die Bauern empfinden – wie sie erzählten – durch die naturnahe und sinnliche Methode eine stärkere Verbindung zu ihren Vorfahren und ihren traditionellen Anbauweisen. In verschiedenen Ländern hörten wir die Einschätzung, dass in der Klimakrise Demeter-Setzlinge und -Pflanzen resilienter seien.
Inzwischen gibt es Fortschritte: Demeter-Rooibusch von den Wupperthaler Kleinbauern, Demeter-Darjeeling aus dem Teegarten Selimbong und Demeter-Goldspitzen aus Dooars sind da. Wir erwarten im Herbst Demeter-Grün- und Schwarztee von der Kleinbauerngruppe Ethical Tea / SOFA aus Sri Lanka.
Aus heimischem Anbau aus Franken kommen an Demeter-Produkten noch Brennnessel und Pfefferminze dazu.
Es ist nicht ganz einfach, Demeter-Produkte gegen „normale“ Bioprodukte zu verkaufen, da die Preise höher sind.
Es ist mehr Aufwand beim Anbau, und auf jeder Handelsstufe kommen Zertifizierungskosten und Gebühren hinzu, sodass ein Tütchen Demeter-Gewürz zwischen 0,15 und 0,30 EUR teurer sein kann als das Bio-Pendant.
Im Bioladen spielt das schon eine Rolle, besonders jetzt in den Krisenzeiten. Demeterprodukte, die damals begeistert von Einzel- und Großhändlern eingelistet wurden, sind wieder aus dem Sortiment verschwunden, geblieben sind im Regal leider meist die „nur“ Bio-Produkte.
Bauern können den Demeter-Anbau nur durchhalten, wenn die Ernten sich größtenteils auch als Demeter verkaufen lassen. Andernfalls müssen sie zu niedrigeren Preisen als „Normalbio“ untergebracht werden.
Hier aber mal etwas Statistik (06/22 – 06/23) der Demeter-Gewürze in Tütchen/Streudosen, die sich im Bioladen bewährt haben:
Platz 1) Schwarzkümmel
Platz 2) Majoran (liegt auch daran, dass der normale Majoran auf dem Feld vertrocknet war)
Platz 3) Zimtstangen Ceylon
Platz 4) Bockshornklee
Platz 5) Nelken
Platz 6) Muskatblüte
Platz 7) Knoblauch (leider im Moment nicht zu beschaffen – Probleme mit Kontaminanten)
Platz 8) Pfeffer schwarz ganz
Platz 9) Nanaminze
Platz 10) Muskat gem.
Platz 11) Zimt Ceylon gem.
Die exotischen Gewürze liegen eindeutig vorne, die heimischen Kräuter und Gewürze weiter hinten. Curcuma wäre sicher auch bei den vorderen Plätzen, aber leider sind 2 Demeter-Ernten ausgefallen. Im Herbst wird er wieder da sein.
Unsere schönen Demeter-Schwarztees sowie Rooibusch tun sich leider schwer im Bioladen, das mag auch daran liegen, dass man immer mehr auf schnelle Teebeutelkultur steht.
Demeter-Ware verkaufen wir natürlich auch in Bulk an andere Lebensmittelhersteller, die (nicht alle) selbst Demeter-zertifiziert sind. Hier sieht die Hitparade ganz anders aus:
- Sellerieknolle
- Petersilie
- Nanaminze
- Muskatnüsse
- Brennnessel
- Pfeffer schwarz ganz
- Dillspitzen
- Thymian
- Schnittlauch
- Majoran
- Zimtstangen
- Basilikum
- Muskatblüte
- Pfefferminze, Liebstöckel, Melisse
wenn die erstmalig angebauten Ernten von einem langjährigen Demeterbetrieb erfolgreich sind: dann gibt es auch Demeter Salbei und Demeter Schabzigerklee Ende 2023..
Uns selbst geht es nicht darum, ein größtmögliches Demeter-Sortiment zu haben. Unsere langjährigen Bauernpartner und deren bewährte Qualitäten werden wir nicht durch Demeter ersetzen. Wir listen immer dann, wenn Kleinbauernprojekte neue Demeter-Artikel machen möchten, oder es Sinn macht (gefragt ist), ein Produkt parallel in Demeter-Qualität anbieten zu können.
Der Demeter-Verband ist einer der aktivsten Verbände, die wir kennen, mit einer ausgefeilten basisdemokratischen Entscheidungsstruktur. Der Austausch zwischen Bauern und anderen Handelsstufen ist intensiv. Es ist ein ständiger Fortschritt erlebbar, es gibt eine ständige Weiterentwicklung. Und gefällt z.B., dass das Thema Agroforst von Demeter jetzt aktiv eingebunden wird. Wie schon 2016 geschrieben: Wenn man den Zukunftsforschern glauben mag, wird unsere Nahrungsmittelproduktion unter Bevölkerungswachstum und Bodenverlusten durch Klimawandel / Übernutzung in mittlerer Zukunft eine Schlacht sein zwischen gentechnischen Verfahren (CrisprCas – das war damals prophetisch – in Kürze kommt das EU-Gesetz zu den neuen Gentechniken …) und urbanem Anbau unter Kunstlicht bei ressourcensparenden Wasserkreisläufen in mehrstöckigen Anbau-Gebäuden. Da sind die Demeter-Landwirtschaft, wie auch die anderen Bio-Verbandslandwirtschaften, wichtige Gegenpole zur Bewahrung irgendeiner Pflanzen- und Bodengesundheit.
Alle Fotos stammen vom Teegarten Selimbong (Demeter Darjeeling)
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