Fairbiotea 2013

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Inspektionsberichte 2013: Qingshan-Farm erfolgreich, Xinanyuan-Projekt verliert Anerkennung

Fairbiotea – Siegel, so auf den Teepackungen zu sehen
Qingshan Farm, Teegarten
Qingshan Farm, Teepflücker
Qingshan Farm, im Wok verarbeiteter Tee
Qingshan Farm, Inspektion 2013, Bauer und Kontrolleure
Qingshan Farm, Kalb im Teefeld
Qingshan Farm, Inspektion 2013: Tee-Lagerhalle
Qingshan Farm, Inspektion 2013: Tee-Produktionshalle
Qingshan Farm, Inspektion 2013: Klimawandel bringt extreme Trockenheit
Qingshan Farm, Inspektion 2013: Klimawandel bringt extreme Trockenheit
Qingshan Farm, Inspektion 2013: Klimawandel bringt extreme Trockenheit
  • Fairbiotea – Qualitätsmanagement für Biotee in China

Wegen der besonderen politischen und sozialen Lage in China ist die Beschaffung von zuverlässiger, fairer Bio-Ware erschwert. Obwohl die Chinesen die Regeln ihrer harmonischen und ganzheitlichen Feng-Shui-Lehre auch auf die Landwirtschaft anwenden, passt das Einhalten unserer rigiden EU-Bio-Gesetzgebung nicht ins Weltbild. Mehr oder weniger häufig sind China-Bioprodukte aus den unterschiedlichsten Gründen pestizidbelastet, was für europäische Bio-Importeure ein aufwändiges Analysesystem unbedingt erforderlich macht. Der parallel wachsende Kapitalismus hat eine gigantische Landfluchtbewegung ausgelöst, mit negativen Folgen für die Landwirtschaft.

Unser Tee-Importeur, mit dem wir seit über 35 Jahren zusammenarbeiten, tüftelte deshalb seit 2008 an einer Lösung, die im Jahr 2010 unter dem Logo “Fairbiotea” spruchreif wurde: ein über den EU-Bio-Standard hinausgehendes Qualitäts-Management-System für ökosoziale Gerechtigkeit, das die Verordnung, besonders für den Teebereich, ergänzt und sicherer und transparenter für alle Seiten macht. Ein Versuch, eine vertrauensvolle, verläßliche Situation für Bauern und Handelspartner bis zu den KonsumentInnen zu schaffen.
Das System ist auf ein praktisches Qualitätsmanagement ausgerichtet, und bietet kostenlose, qualifizierte Schulung und analytische Beratung für Bio-Teebauern und -Farmen.

Neben zusätzlichen Sicherheitsstandards hat das System eine ökosoziale Entwicklung zum Ziel: Entwicklung von Nährstoffkreisläufen, Prämiensysteme zur Einkommensverbesserung und Motivation der Bauern, Abnahmegarantien, faire Preise u.v.m.. Die Fairbiotea-Standards werden jährlich extern von IMO geprüft. Begonnen hat das Projekt mit 4 Farmen.

Ab Ernte 2013 wird das Fairbiotea-System nur noch mit einer Farm, der Qingshan-Teefarm in der Provinz Hunan, weitergeführt, von der wir schon seit einiger Zeit bevorzugt Ware beziehen.
Leider mußte die Zusammenarbeit zwischen Fairbiotea und den Farmen Hecheng, Xinanyuan und Mingzhou in der Provinz Anhui ab Ernte 2013 aufgrund zuvieler Mängel vorerst beendet werden (siehe auch Newsletter Xinanyuan weiter unten). Zum System ‚Fairbiotea’ gehören nicht nur vollmundige Erfolgsmeldungen im Medien-Sprech. Das ist ungewohnt, aber ehrlicher als Nachhaltigkeitsgesäusel.

Die Jahres-Inspektionen sind recht aufwändig. Es werden zwei Inspektionen gleichzeitig durchgeführt: die Bio-Kontrollstelle IMO Schweiz überwacht ihre (Schwester-)Firma IMO China. IMO China führt die durch die EU-Verordnung für den ökologischen Landbau vorgeschriebene Minimal-Standards-Bio-Kontrolle durch. Fairbiotea beauftragt IMO China aber auch mit der Kontrolle der Fairbiotea-Standards. Fairbiotea führt zur gleichen Zeit mit eigenen Mitarbeitern eine Inspektion parallel zur IMO-Inspektion durch.

In ihren Newsletter berichten die Fairbiotea-Mitarbeiter außergewöhnlich offen über die Inspektionen, über Erfolge und Mißerfolge, über kulturelle Mißverständnisse und Widerstände. Dauerthema ist der Konflikt zwischen den Anforderungen der EG-Bio-Verordnung, die aufwändige Handarbeit mit hohen Lohn-Mehrkosten erforderlich machen, und der Preisrigidität eines dominanten Teils des westlichen Markts – siehe auch unseren Bericht: Warum Tee teurer wird.

Daneben sind die chinesischen Ideale oder das chinesische Verständnis für Ökologie und fairer Handel nicht dieselben wie die westlichen, im Klartext: Anweisungen aus unsere EG-Bio-Verordnung werden nicht ausgeführt, wenn sie nicht in das chinesische Weltbild passen – global nachvollziehbar, aber uns Westeuropäern fremd.

Der Bericht über die Qingshan Farm fällt positiv aus. Neben einigen fehlenden Dokumentationen, die nachgereicht werden müssen, wurde festgestellt, dass die ökologischen landwirtschaftlichen Prozesse grundsätzlich alle in Ordnung sind. Da die Qingshan Farm als “Company” organisiert ist (ein Produzent erwirbt bzw. pachtet die landwirtschaftlichen Flächen der Kleinbauern und bezahlt die Bauern dafür; für ihre Arbeit erhalten sie den vorgeschriebenen Mindestlohn) kommen auch die Prämien für den ökologischen Anbau tatsächlich bei den Bauern an. Hier können Sie den vollständigen Bericht lesen:  Inspektionsbericht Qingshan Farm 2013 

Dieses Jahr haben die Teebauern der Quingshan Farm erstmalig mit einem Phänomen des Klimawandels zu kämpfen: aufgrund großer Trockenheit sterben die Teesträucher ab. Da die Teepflanze wie Weinstöcke langlebig ist (sie werden so alt wie die Menschen), und die Büsche erst nach 7 – 10 Jahren richtig tragen, ist das ein ernster Verlust, und die nebenstehenden Fotos richtig traurig.

Die Entwicklung im “fairbiotea”-Xinanyuan-Projekt mit den Farmen Hecheng, Xinanyuan, Liukou 1, Liukou 2 und Mingzhou verlief leider negativ. Fairbiotea ist hier mit seinen Ambitionen vorerst gescheitert. Die Gründe sind – so vermutet Fairbiotea – zurückzuführen auf den Interessenkonflikt zwischen einem an Ökologie desinteressierten Produzenten/Manager, und den schlecht bezahlten, unmotivierten Bauern. Der Hygienebericht fiel mangelhaft aus, und es gab eindeutige Hinweise auf die verbotene Verwendung von Kunstdünger und Glyphosat (Roundup. Pestizid) – beides spart dem Bauern die (nicht bezahlte) Zusatz-Feldarbeit. Das Dokumentationswesen ist nicht installiert worden.
Diese Tees werden ab Ernte 2013 (Winter / Frühjahr 2013/14) nicht mehr das Fairbiotea-Siegel tragen. Ernte 2012 war in Ordnung – hier bleibt das Siegel. Hier ist der komplette Inspektionsbericht mit vielen Fotos:  Inspektionsbericht und Deklassifizierung Xinanyuan 2013

Im Trend 2013 und folgender Jahre werden die Preise für Tee weiter steigen, zumal im Inland und auf anderen Kontinenten, sogar Afrika, höhere Preise für Tee erzielt werden als in Europa. Wir rechnen damit, dass sich die exportierten Mengen weiter verknappen.
Trotzdem bleibt Tee sein Geld wert – ein Liter Tee wird nicht teurer sein als 1l Cola, aber natürlicher und gesünder, genussvoller sowieso.

Auf der Website http://www.fairbiotea.de sind die Hintergründe noch einmal ausführlich nachzulesen.

Heinz-Dieter Gasper, Ursula Stübner

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