Kräuter- und Gewürzpflanzen werden im Anbau als Sonderkulturen bezeichnet, weil das Pflanzengut empfindlicher ist als z.B. Getreide und Mais. Im Gegensatz zu diesen werden sie nicht großflächig angebaut und erfordern viel Handarbeit (Säen oder Pflanzen, Hacken und Unkraut entfernen, Ernten) und/oder spezielle Maschinentechniken für all diese Tätigkeiten. Dazu kommt die aufwändigere Nachbearbeitung (fachgerechtes Trocknen, Reinigen, Schneiden).
Das macht den Kräuteranbau ungleich teurer durch den höheren Zeit-, Personal- und Kosteneinsatz. Obwohl für Kräuter auch höhere Preise erzielt werden, ist es eine große Herausforderung, solch einen Betrieb wirtschaftlich und zukunftssicher zu führen. In Deutschland haben wir viele Gebiete, in denen traditionell bestimmte Kräuter gut wachsen wegen der besonders geeigneten Böden, und dort teils seit Jahrhunderten auch angebaut werden. Entsprechend ist auch das Know-how dort gegeben.
Gerade der Bio-Anbau erhält die Bodenqualität mit reichem Bodenleben, hohem Humusanteil und guter Wasserspeicherkapazität. Untersuchungen zeigen, dass Lebensmittel allgemein in den letzten 70 Jahren mit dem Aufkommen der industriellen Agrartechniken inkl. synthetischer Dünge- und Spritzmittel den größten Anteil ihrer Mineralstoff- und Spurenelemente verloren haben. In der Bio-Landwirtschaft ist das nicht so. Die Bio-Böden sind nicht verarmt, und die Kräuter, die traditionell ja Lebens- und Heilmittel zugleich sind, bereichern unsere gesunde Ernährung in hohem Maße.
Leider nimmt der Anbau von Sonderkulturen in Deutschland/Europa wegen der Kosten und Risiken ab. Auch im Bio-Anbau geben LandwirtInnen öfter die Kräuter auf und wechseln auf unempfindlichere, kostengünstigere Massenkulturen. Bisher konventionell arbeitende Kräuterhöfe trauen sich kaum, auf Bio umzustellen wegen der hohen bürokratischen Anforderungen – wie wir auf unserer Sommerreise berichtet bekommen haben -, außerdem sind Kräuter nochmal empfindlicher gegen Pestizidabdrifte, und es ist nur ganz selten erfolgreich, für dann abqualifizierte Ernten Schadensersatz zu bekommen. Also lasst uns unsere Biokräuter-AnbauerInnen auf Händen tragen (und die gerechten Preise auch bezahlen), damit es gut weitergeht!
Wie kaufen wir deutsche Bio-Kräuter und -Gewürze ein? Wer sind unsere Bauernpartner?
Es gibt einmal die selbstständigen Kräuterhöfe mit eigener Maschinenausrüstung zum Trocknen, Reinigen und Schneiden. Unser Beispiel hier ist Alfred Hammann vom Mittelrhein für Gewürzkräuter wie Koriander, Estragon, Salbei, Ysop und Liebstöckel, mit dem wir seit fast 30 Jahren zusammenarbeiten.
Aber relativ wenige Gewürz- und Kräuterbauern leisten sich den kompletten Maschinenpark, um verbrauchergerecht bearbeitete Produkte zu produzieren. Damit sind Verarbeitungs-Aufkäufer nötig, deren Maschinenpark exakt auf das bestimmte Erntegut angepasst ist. Solche Bio-Kräuter und -Gewürze bekommen wir von verschiedenen Erzeugerorganisationen bzw. Verarbeitungs- u. Vermarkungsunternehmen, die Kontrakte mit den umliegenden Bauern haben.
Das sind alteingesessene Betriebe, teils über 100 Jahre alt, die langfristig ihre Bauern unterstützen, auch indem sie laufend die jeweils angemessenen Preise an sie zahlen. Es gibt sie von Ost- bis Süddeutschland. Das ist alles sehr nachhaltig angelegt; damit die Bauern sich auch um diese schwierigen Sonderkulturen kümmern können. Teilweise wird in Hektar statt Kilo eingekauft, d.h. die Bauern sind bei Ernteeinbußen geschützter. Das Vertrags-Modell ist traditionell und stammt aus dem konventionellen Bereich. Damit werden auch die regionalen Kräutertraditionen bewahrt. Unter solchen Betrieben haben wir langjährige Partner.
Diese alten und in der Umgebung verwurzelten Betriebe, kamen natürlich aus dem Konventionellen, und haben Bio mit wachsendem Anteil dazu genommen, sind teilweise schon über 90% Bioanteil. Sie bieten dann ihren Vertragsbauern Beratung und Betreuung bei der Umstellung auf Bio-Anbau an.
Weitere Hilfen für die Vertragsbauern sind z.B. der Einkauf von Saatgut, das Verleihen von Maschinen, das Vermitteln von Saison-Arbeitskräften.
Bei den Erzeugerorganisationen können die konkreten Bauern für die Produkte wechseln. Gründe sind Fruchtfolgen, Ernteausfälle, oder wenn der zu kontraktierende Mengenbedarf sich stark ändert.
So bekommen wir u.a. unseren guten „Thüringer“ Thymian und Majoran, Sellerie, Dill, Kümmel, Bitterfenchel, Petersilie und Schnittlauch (und hoffentlich auch wieder Schabzigerklee).
An Demeter Kräuter kommen Brennnessel, Pfefferminze und Salbei sukzessive dazu.
Schreibe einen Kommentar