Urwaldpfeffer Kannampady

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Adivasi – Niederlassung Kannampady in Kerala, Indien

Seit vielen Jahren arbeiten wir mit der Peermade Development Society (PDS)  in Indien, Kerala zusammen.
Diese kirchliche Nichtregierungsorganisation fördert durch verschiedene Projekte die Lebensqualität der ärmeren kleinbäuerlichen und indigenen Bevölkerung. Siehe hierzu auch unsere bisherigen Berichte:

Lieferantenportrait PDS 

und 

Reisebericht PDS

 

In diesem Zusammenhang haben wir natürlich am meisten mit dem Sahyadri Spice Farmers Consortium zu tun – das ist der Zusammenschluss der biozertifizierten Kleinbauern, die an die PDS angegliedert sind. Wir beziehen vor allem die Bio-Gewürze Pfeffer, Curcuma und Ingwer von ihnen.


Eine Gruppe der Spice Farmers lebt in der geschützten Niederlassung Kannampady für indigene Stämme. Die PDS kam mit der Idee auf uns zu, Gewürze aus Kannampady separat unter der genauen Herkunftsbezeichnung zu vermarkten, um Aufmerksamkeit für diese indigenen Gewürzbauern zu erreichen. So entstand die kleine Reihe “Gewürz-Projekt” von 4 Sorten Urwaldpfeffer aus Kannampady.

Hier folgt nun die Übersetzung eines Berichts von PDS über Kannampady:

Adivasi – Niederlassung Kannampady

Die Industrialisierung hat überall in der Welt immer eher negative Auswirkungen für die indigenen Bevölkerungen und ihre Kultur gehabt als Vorteile (Segen) gebracht.
Die Ureinwohner sind ihrer traditionellen Lebensbedingungen, die sie seit Jahrhunderten genossen haben, beraubt worden, und gezwungen worden, die Forderungen der Regierungen zu akzeptieren, sich niederzulassen und sich dem sogenannten modernen Leben anzupassen.

Kannampady ist eine solche Adivasi – Niederlassung im Idukki Bezirk (Kerala), 8 km inmitten des Urwalds gelegen, geographisch von den lokalen Gemeinden isoliert durch Wald und Wasser.
Diese Siedlung wurde Anfang der 1970er Jahre gebildet, als die Regierung Keralas den Bau der Idukki-Bogenstaumauer begann, um durch Wasserkraft Elektrizität zu gewinnen. Der See, der dabei entstand, überflutete Wälder in einem Umfang von 60 km ². Laut Geschichte wurde die genaue Position der Dammseite von einem Stammesführer namentlich als ‘Karuvellayan Kolumban’ identifiziert.
Die größte Gemeinschaft in der Siedlung bilden die Urali – Stämme. Ulladan Stämme ließen sich ebenfalls hier vor kurzem nieder. Jetzt gibt es rund 1500 Familien hier, die in 7 Sub-Gemeinschaften angesiedelt sind.

Ausbildung: Kannampady hat eine staatliche Schule, die bis zur Sekundarstufe ausbildet. Für ein Hochschulstudium fahren die Studenten zu den nahe gelegenen Hochschulen. Es gibt 300 Studierende und 15 Lehrkräfte hier.

Gesundheit: Es gibt hier ein primäres Gesundheits-Zentrum, das zweimal die Woche bis mittags besetzt ist.. Bei kleineren Beschwerden helfen sich die Anwohner selbst und verwenden (ayurvedische) Hausmittel. (Die PDS bietet in ihrem Trainingscenter Kurse zur medizinischen Selbsthilfe mit traditionellen Heilmethoden an.)
Das nächste Krankenhaus ist 14 km vom Kannampady entfernt.

Anfahrtsmöglichkeiten: Kannampady wird über eine unbefestigte (Schlamm-) Straße erreicht, die fast 6 km durch den Urwald verläuft. Diese Straße wurde von der PDS und ehrenamtlich mithelfenden Studenten einiger Hochschulen gebaut.
Die entlegendste Siedlung ist etwa 4 km außerhalb des Herzens von Kannampady. Ein Bus fährt bis zum ca. 4 km entfernten und im Wald gelegenem Kizhukanam, wenn das Wetter gut ist. Andernfalls gehen die Menschen den ganzen Weg zu Fuß oder verlassen sich auf Autostop.

Elektrizität: Obwohl die Adivasi praktisch für die Stromgewinnung für den Rest der Bevölkerung aus dem Wald evakuiert wurden, ist Elektrizität immer noch ein Traum für sie.

Kommunikation: Es gibt zwar keine Telefonleitungen, aber bestimmte Bereiche liegen im Mobilfunknetz. Die Kommunikation ist vom Mobilfunk abhängig.

 

Gesellschaft: Soziale Ungleichheiten zwischen den Familien waren kein Problem, solange sie im Wald lebten, da der Landbesitz keine Rolle spielte. Nach dem Sesshaftwerden entwickelten sich Ungleichheiten im Besitztum, die sich auf die sozialen Beziehungen auswirken.

Wirtschaft: Landwirtschaft ist die wichtigste Einkommensquelle. Viehzucht gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Die ausgebildete Jugend zieht weg, um Arbeit zu finden.

Cash Crops: Die wichtigste Anbaufrucht in Kannampady ist schwarzer Pfeffer, wobei ökologischer Landbau die übliche Praxis hier in der Landwirtschaft ist.

Die Erde tief im Wald im Gebiet der Niederlassung ist lebendig und fruchtbar. Die Bauern pflegen weiterhin eine reiche Artenvielfalt. Vererbt durch die Generationen, halten sich diese Landwirte an den Grundsatz der Koexistenz mit der Natur. Es leben auch heute noch Wildtiere und Dschungel-Vögel im Farmland.

Abgesehen von Pfeffer bauen die Kleinbauern außerdem Ingwer, Curcuma, Gewürznelken, Vanille, Cardamom, Kaffee, Tee etc. an.

Hier Details zu Fläche und Erntemengen der Bio-Kleinbauern in Kannampady:

  • Anzahl der biozertifizierten Farmer:        252
  • Durchschnittl. Landbesitz / Farm:        1 ha
  • Gesamte biozertifizierte Fläche:        253,34 ha
  • Zertifizierungs-Status:            USDA NOP (USA), EU, NPOP (Indien),JAS (Japan), Naturland, Biosuisse.

Erntemengen in Kannampady für die Gruppe der biozertifizierten Farmer (auf 253,34 ha):

 

  • 1. Schwarzer Pfeffer:      90000 kg
  • 2. Weißer Pfeffer:              7000 kg
  • 3. Ingwer, frisch:            14000 kg
  • 4. Curcuma, frisch:        14000 kg
  • 5. Nelken:                            600 kg
  • 6. Cardamom, frisch:       5000 kg
  • 7. Muskatnüsse:                   10 kg
  • 8. Tee (Grünes Blatt):        9000 kg
  • 9. Kaffee Robusta (getrocknet, mit Schale):    40000 kg

Maßnahmen der PDS zur Verbesserung der Lebensbedingungen:
Die Peermade Development Society, die Dachorganisation des PDS Bio-Gewürze, arbeitet mit dieser Gemeinde seit Anfang der 1990er Jahre zusammen.
Einige der Bereiche, in denen die PDS zu Verbesserungen beitragen konnte, sind:

  • 1. Bau von festen Häusern
  • 2. Bau von Latrinen
  • 3. Bau der Straße zur Siedlung
  • 4. Bau der Gemeindehalle
  • 5. Trinkwasser-Projekte
  • 6. Lieferung von Pflanzgut
  • 7. Gelieferte Möbel für die Schule
  • 8. Special Coaching für Schulabbrecher
  • 9. Führt eine Herberge für indigene Kinder, die weit von der Schule entfernt leben.
  • 10. Schul-Gesundheitsprogramm
  • 11. Medical Camps usw.

Seit Frühjahr 2011 ist Kannampady-Pfeffer in Naturkostläden erhältlich. Das Foto auf der Verpackung zeigt eine Kleinbauern-Familie in ihrem Feld. Neben den obengenannten Cash Crops Gewürze, Kaffee und Tee werden vielfältige Früchte für die Selbstversorgung angebaut, und Ziegen, Kühe und Bienen gehalten. Für uns sieht erstmal alles wie grüner Dschungel aus, doch die Farmer wissen genau, wo welche Pflanze wächst …

Kannampady-Pfeffer unter der Marke Heuschrecke:
  • Urwaldpfeffer schwarz ganz
  • Urwaldpfeffer schwarz gemahlen
  • Urwaldpfeffer weiß ganz
  • Urwaldpfeffer weiß gemahlen

 

Heinz-Dieter Gasper, Ursula Stübner

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