Makrokosmos zum Jahresende, von Hexenröhrlingen, Wurzelrüblingen und Stinkmorcheln

 

In Rheinland-Pfalz mussten wir 2018 bis in den November warten, um wenigstens den ein oder anderen größeren Pilzfruchtkörper zu sichten: so schlecht wie dieses Jahr war das Pilzjahr für uns noch nie! Im September, unserer eigentlichen Hochsaison, sind wir deshalb aus reiner Verzweiflung in den subalpinen bis alpinen Bereich unseres größten europäischen Kalkgebirges abgewandert, nämlich in den nordspanischen Nationalpark Ordesa y Monte perdido in den Pyrenäen und konnten tatsächlich viele schöne Kalkzeiger sichten, die wir im sauren Quarzit-Hunsrück nie zu sehen bekommen, wie den Netzstieligen Hexenröhrling (Boletus luridus) FOTO1, das merkwürdig adrig-lappige Schweinsohr (Gomphus clavatus) FOTO2 oder, für uns ein Erstfund, den Schwarzhaarigen Wurzelrübling (Xerula melanotricha) FOTO3; aus der Gattung der Wurzelrüblinge kannten wir bisher nur den häufigen Grubigen Wurzelrübling (Xerula radicata). 

Als wir dann noch die wünderschöne, rosarote Blüte des Pyrenäen-Felsentellers (Ramonda myconis) FOTO4 eine in den Pyrenäen endemische Pflanze, ein Tertiärrelikt, in den Kalkfelsen entdeckten, war unser Glück komplett und konnte nur noch übertroffen werden durch den für uns schönsten europäischen Schmetterling, den Segelfalter (Iphiclides podalirius), der sich auf dem trocken-warm-felsigen Hügel oberhalb des Guelle-Parks in Barcelona quasi direkt auf unserer Kameralinse niederließ. Er stand schon lange auf unserer “To-Find”-Wunschliste – und nun sehen wir ihn erstmals sozusagen fast in der Großstadt. 

Nicht nur im Guelle-Park, auch in Gaudis bizarren Stadtpalästen haben eindeutig verschiedene Morcheln für seine Gebäudeornamente Modell gestanden, wie wir überrascht auf dem Dach des Stadthauses La Pedrera feststellen konnten. Diese Stinkmorcheln (Phalli impudici) FOTO6 und 7 rochen nur nach Beton und Stadt, stanken nicht nach Aas und wir waren die Fliegen, die unbedingt mal anfassen mussten. 

Damit verabschieden wir uns vom Jahr 2018 und wünschen uns allen für 2019 Glück, Gesundheit und Frieden 

Die Pilzsachverständigen DGfM Eva Wandelt und Lothar Claußnitzer

 


Genug für heute von den Hobbymykologen und Pilzsachverständigen (DGfM) Eva Wandelt (Biologin) und Lothar Claussnitzer (Streuobst-Landwirt und Wiesenmeister).

In loser Folge werden wir auf dieser Seite Schönes, Kurioses, Interessantes, Essbares, Würziges anhand von einfachen Digi-Mikrofotos aus dem wilden Pilz-und Pflanzenreich vorstellen und erläutern.

Fotos © Evi Wandelt, Lothar Claußnitzer

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