Wir haben letztes Mal über den Pestizidatlas berichtet. Zunehmende Kontaminationen von Bio-Ware, die ebenfalls zunehmend die BNN Orientierungswerte minimal überschreiten, führen leider häufig zu Deklassifizierungen der gesamten Ernte des Bauern – für diese ein Drama.
Wir haben mit der neuen EU-Bio-VO zwar das Recht und die Verantwortung, eine Prüfung und Bewertung der Rückstände zunächst selbst vorzunehmen, und erst bei Verdacht die Kontrollstelle/ Behörden einzuschalten. Aber Kontaminationen werden in den verschiedenen EU-Ländern unterschiedlich bewertet. Etwas, was in Deutschland nach EU-Bio-VO als Bio gilt, wird in anderen EU-Ländern dezertifiziert und in OFIS eingestellt (EU-Datenbank “Organic Farming Information System“ zur Verfolgung von Irregularitäten bei Bio-Ware) und führt ebenfalls in Deutschland zur Sperrung und im Drittland ggfs. zur Deklassifizierung der gesamten Ernte. Wir reden hier aber immer noch von niedrigen Werten kurz über den Messgrenzen, die nicht aus Anwendung stammen.
Beispiele:
- Das Grundrauschen in Drittland-Produkten bei Ethylenoxid (ETO) nimmt dadurch zu, dass mehr und mehr kontaminierte Container in Umlauf sind.
- Die Anthrachinon-Belastung steigt durch vermehrte Wald- und Buschbrände.
- Altlasten aus Grundwasser und Böden von Pestiziden, die mittlerweile in der EU verboten sind, deren Metaboliten aber noch jahrelang nachweisbar sind, auch in Bio-Produkten (‚Chloridazon‘ usw…).
Trotz Information und Unterstützung durch die AÖL (Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller), durch das BNN Trockenmonitoring und dessen wissenschaftlichem Beitrat, unseren Premium Laboren, und OPTA (Organic Processing and Trade Association Europe, eine EU-weite Plattform, initiiert von Bio-Lebensmittelherstellern, teilnehmend sind auch Verbände, Kontrollstellen und EU-PolitikerInnen) wird es böse Überraschung in Form von Lebensmittelvernichtung geben; oder anders gesagt: eventuell monatelangen Ausfälle (aktuell ‚kämpfen‘ wir um Freigabe Piment, Galgant, Tulsi, Chili, Brennnesselsamen, Löwenzahnwurzeln usw. und wer weiß, was die nächsten Wochen noch aufpoppt.
Es kursiert das Gerücht, dass einige sehr große Anbauer von Kräuter, Gewürzen und Tee, die erst kürzlich auf Bio umgestellt haben, entweder wegen der grassierenden europäischen ‚Wahnvorstellung‘ „Bio muss Pestizidfrei und frei von Kontaminanten wie Schwermetalle, Trocknungsrückständen aus Erhitzung, schlecht gereinigten Containern“ usw. die EU als Kunden abschreiben oder sich nicht weiter Biozertifizieren wollen.
Wer Böses dabei denkt, könnte an ‚gute‘ Lobbyarbeit der von Bio genervten Bauernverbände denken. Bedenklich auch, was jetzt alles an Klimaschutz orientierten ökologischen Ansätzen in die Tonne gekloppt wird, damit es genug Futter für die Fleischfabriken, Biogasanlagen und anderen Wahnsinn gibt.
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