Lieferantenportrait: Kräuterhof Tannenhof

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der heutige Tannenhof im nordhessischen Bergland ( 370 m Höhenlage mit rel. kurzer Vegetationszeit, auch liebevoll "hessisch-Sibirien" genannt) wurde bereits im 14. Jahrhundert urkundlich als Hof Vockerode erwähnt.

Der Hof und das Land gehören zur Kommunität Imshausen e.V., einer christlichen Gemeinschaft, die dort seit ca. 60 Jahren lebt (eine Art konfessionsübergreifende Klostergemeinschaft). Die Umstellung auf den kontrolliert biologischen Anbau erfolgte  schon 1979-1982 durch die Kommunität.

Ab 1988 wurde das Land des Tannenhofs an die Familie Kayßer verpachtet. Detlev Kayßer führte den Bio-Anbau natürlich fort, schloss sich dem Anbauverband Bioland an und ist ebenfalls Mitglied im Kräuter-Verband Ökoplant e.V.. Im Jahr 2014 stieg Sohn Johannes in den Betrieb ein und wird ihn in einigen Jahren ganz übernehmen - was seinen Vater sehr freut.

Der Tannenhof ist heute insgesamt 67 ha groß; davon sind ca. 6ha Dauergrünland für Heu, und 52,5 ha Ackerland.

Auf wieviel Fläche Kräuter angebaut werden, schwankt etwas je nach Jahr und Markt. Aktuell werden auf 4 - 7 ha Kräuter und Gewürzpflanzen angebaut.Was wird sonst noch angebaut: Luzerne-Kleegras; Dinkel, Weizen, Hafer, Roggen, Leinsamen, Kartoffeln, Leindotter, Körnerleguminosen (Erbsen oder Ackerbohnen), Senf. Heu und Kleegras gehen z.T. an kooperierende Betrieb in der

Nachbarschaft, mit denen Detlev Kayßer das Futter gegen organischen Dünger (Mist, Gülle) tauscht. Alle Prozesse sind nachhaltig, "enkeltauglich" angelegt. Der Tannenhof ist Demonstrationshof für den ökologischen Anbau.

Um die Bodenfruchtbarkeit zu schützen, wird in 7-gliedriger Fruchtfolge angebaut: 2 Jahre Luzerne - Klee - Gras, 1 Jahr Weizen, 1 Jahr Kartoffeln, 1 Jahr Ackerbohnen (Viehfutter), 1 Jahr Leinsamen und Leindotter, 1 Jahr Dinkel, 1 Jahr Roggen.Die Kräuter haben eine eigenständige Folge, es gibt einjährige Kräuter wie Drachenkopf und Schabzigerklee, Melisse und Minze stehen 3 Jahre, Brennnessel 5 Jahre. In der Vegetationszeit werden auf dem Tannenhof ca. 11 Mitarbeiter auf den Feldern und in der Verarbeitung beschäftigt:  i.d.R. 1-2 Praktikanten, 2 Schlepperfahrer und Aushilfen, auch Flüchtlinge, aus den Dörfern ringsum.Johannes Kayßer hatte zunächst eine landwirtschaftliche Lehre abgeschlossen, und nach seinen Wanderjahren, die ihn durch Deutschland, Norwegen bis nach Oregon / USA geführt haben, eine Meisterschule für ökologischen Landbau in Landshut besucht. Auf seinen verschiedenen Stationen hat er gelernt, mit Pferden zu arbeiten, was zu seinem persönlichen Schwerpunkt geworden ist. Auf dem Tannenhof werden einige Bereiche aktuell schon mit 4 Kaltblütern bearbeitet -  Johannes Traum ist, eines Tages den kompletten Hof mit Pferdestärke zu bewirtschaften.

Er hat ein interessantes Manifest zur Landarbeit mit Pferden geschrieben: http://tannenhof-imshausen.de/jk/Mit_Arbeitspferden_in_die_Zukunft-Landwirtschaft_auf_dem_Tannenhof.pdf

Der Tannenhof hat das Glück, dass die Felder ziemlich abgelegen liegen, umrandet von vielen Hecken und umgeben von Wald - ein Vogelparadies.Um die Ernte vor der Kontamination mit pyrrolizidinalkaloid-(PA)-haltigen Pflanzen zu schützen, wird 2x intensiv handgejätet. Vor den Feldern liegt je ein pflanzenfreier Streifen, das Vorgewende.Zusammen mit dem Kräuterverband Ökoplant gibt es ein Forschungsprojekt bzw. eine Datensammlung über die heimischen PA-haltigen Pflanzen, die dann auch gezielt gejätet werden können.

Geerntet werden die Kräuter zur Zeit noch mit Maschinen. Auf dem Hof werden die Pflanzen dann weiterverarbeitet.

Zunächst erfolgt eine schonende und qualitätserhaltende Trocknung unter 40°C Celsius. Da Detlev und Johannes die Blattkräuter frisch aufbereiten (Trennung von Blatt und Stängel; Krüllschnitt), bevor sie in die Trocknung kommen, brauchen sie weniger Energie und Zeit zum Trocknen. Die Trocknungsrahmen mit einer Luftentfeuchtungsanlage hat Detlev Kayßer selbst entwickelt. Das Prinzip ist einfach: kalte zuströmende Luft wird durch Prozesswärme angewärmt, durchstömt das Blattgut, feuchte Luft wird oben abgesaugt. Der Tannenhof nimmt teil an einem Projekt der Uni Hohenheim, um den Trocknungsprozess für Kräuter zu optimieren.

Dann wird geschnitten, gesichtet, und bei Bedarf gemahlen. Unsere Kräuter bekommen wir im groben Krüllschnitt - hier bleibt die Qualität am besten geschützt, da es möglichst wenige offene Schnittkanten gibt.

Auf die Frage, was er am Kräuteranbau besonders mag, antwortet Detlev Kayßer:

„Den Duft, die Wirkungen der Pflanzen, das Außergewöhnliche, die Kontakte zu anderen Kräutermenschen; er bietet Arbeit für mehrere Menschen. Die umliegenden Wälder sind durch ein ausgedehntes Heckensystem vernetzt, was eine Förderung der Fauna und Steigerung des Erholungswertes der Landschaft mit sich bringt. Als offizieller Demonstrationsbetrieb für den ökologischen Landbau machen wir immer wieder Tage des offenen Hofes bzw. Feldes (z.B. eine Bioglühweinnacht im Dezember). Meine tragende Motivation war und ist, einen Beitrag zur Versorgung mit gesunden Lebensmitteln zu leisten; wir spüren und übernehmen Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung. Wichtig ist mir auch die Wirkung als Multiplikator: z.B: durch die Ausbildung von Praktikanten, Führungen oder Mitmachzeiten mit verschiedensten Gruppen ( Kindergärten, Schulen, Unis, Verbraucher, Kollegen etc.).Wir genießen eine wunderschöne Lage im nordhessischen Bergland, die touristisch wenig erschlossen ist; ideal z.B. für Wanderungen.“

Im Naturkostladen finden Sie vom Tannenhof unter der Marke Heuschrecke:

  • Brennnessel Tee, Blattkrüll
  • Melisse, Tee, Blattkrüll
  • Pfefferminz Tee, Blattkrüll

Brennessel kbA, Blattkrüll, vom TannenhofMelisse kbA, Blattkrüll, vom TannenhofBlattkrüll ist ein sehr grober Schnitt, der bestmöglich die Wirkstoffe der Pflanze bewahrt. Im Gegensatz zu feineren Schnitten gibt es weniger Schnittkanten, wo Oxidation stattfinden kann und ätherische Öle sich schneller verflüchtigen würden. Krüllschnitt bedeutet eine hohe Teequalität (selbst, wenn es wegen der sichtbaren Stängelchen für manchen etwas "unordentlich" aussehen mag ...).